Ist Sport trotz und auch mit Stomaversorgung möglich?
Was ist ein Stoma?
Unter Stoma versteht man eine künstlich geschaffene Verbindung von einem inneren Hohlorgan zur Körperoberfläche. Die Stomaversorgung dient dazu, den Patienten beim Ausscheiden von Urin oder Stuhl zu unterstützen, wenn dies auf natürlichem Weg aufgrund einer Erkrankung oder Operation nicht mehr möglich ist. Hier können beispielsweise ein künstlicher Darmausgang oder ein künstlicher Blasenausgang eine Möglichkeit sein.
Die Stomaanlage kann eine vorübergehende Lösung oder dauerhaft notwendig sein. In einem operativen Verfahren wird eine künstliche Öffnung an der Bauchdecke geschaffen, durch die entweder die Harnleiter (Urostoma), der Dünndarm (Ileostoma) oder der Dickdarm (Kolostoma) nach außen verlegt werden. Um zu vermeiden, dass der Stuhl bzw. der Urin nicht einfach unkontrolliert abfließt, wird an diese Öffnung eine Haftplatte und ein Beutel befestigt. Diese Platte, die mittig ein Loch zum Austritt der Ausscheidungsprodukte hat, wird auf die Haut geklebt. An diese Haft- bzw. Basisplatte wird ein Beutel gehängt, der als Auffangbehältnis für den Stuhl bzw. den Urin dient.
Unterschiedliche Systeme
Es gibt zur Stomaversorgung einteilige und zweiteilige Systeme. Beim einteiligen System werden Basisplatte und Beutel in einem Stück angebracht und können nur immer zusammen gewechselt werden. Ein Aktivkohlefilter ist dafür verantwortlich, dass keine unangenehmen Gerüche austreten.
Bei einem zweiteiligen System wird ein dichter klebender Ring aus Kunststoff um die Basisplatte angebracht und an diesem Ring der Stomabeutel befestigt. Ein integrierter Filter verhindert das Austreten von Gerüchen. Basisplatte und Beutel können getrennt voneinander ausgetauscht werden. Es ist empfehlenswert, die Basisplatte alle drei bis vier Tage zu wechseln, um Hautirritationen zu vermeiden.
Ist Sport trotz Stomabeutels erlaubt?
Grundsätzlich darf jeder Patient mit einer Stomaversorgung Sport treiben. Gerade bei Patienten, die diese Vorrichtung nach einem Tumor, zum Beispiel einem kolorektalem Karzinom, tragen müssen, verbessert sich durch regelmäßige sportliche Betätigung nicht nur der Allgemeinzustand sondern die positiven Effekte auf das Gesamtüberleben sind mittlerweile wissenschaftlich belegt. Auch bei Patienten, die aufgrund einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Stomaträger sind, steigern Bewegung und Sport die Lebensqualität und den Gesundheitszustand.
Dennoch gibt es viele Vorbehalte beim Tragen einer Stomavorrichtung. Betroffene klagen über Nebenwirkungen wie Luftabgang und Verstopfungen oder haben Ängste vor stomabedingten Geräuschen. Ebenso stellen Einschränkungen im öffentlichen Leben wie ungenügende Zugänge zu sanitären Einrichtungen oder fehlende Einzelkabinen in Sporteinrichtungen eine Hemmschwelle dar.
Der individuelle Gesundheitszustand, die Kondition, psychosoziale Komponenten aber auch Erfahrungen aus der Vergangenheit sind bei Empfehlungen zu sportlichen Angeboten zu beachten. Vorrausetzung ist allerdings, dass der Arzt einen Patienten mit Stomaversorgung vorher gut aufklärt. Oftmals scheuen sich Betroffene aus Unwissenheit, überhaupt Sport zu treiben oder ein Schwimmbad zu besuchen.
Was gibt es beim Sport mit Stoma zu beachten?
Es empfiehlt sich das Tragen einer individuell angepassten Stomabandage, die bei Belastungen des Bauchraumes einen Gegendruck erzeugt. Für Wassersportarten gibt es außerdem anlegbare Wasserschutzgürtel. Pannen, wie ein abgeplatzter Beutel, passieren meist nur zu Beginn aus Unwissenheit oder fehlender Erfahrung. Vor dem Schwimmen sollte man darauf achten, dass die Belüftungsöffnung des Stomas wasserdicht beklebt ist, damit kein Wasser in den Beutel gelangt.
Pro Woche mehr als 150 Minuten moderate oder mehr als 75 Minuten intensive physische Aktivitäten sind sinnvoll. Intensivere Sportarten sollten zunächst mit geringer Intensität begonnen und langsam gesteigert werden. Wichtig ist ein gezieltes Training der Bauchmuskulatur. Besondere Sorgfalt sind bei Sportarten und Übungen mit hohem intraabdominellem Druck geboten. Dazu gehören Gewichtheben, Sit-ups, Liegestütze. Hierbei sollte man sich langsam an die Übungen herantasten und die Übungen besonders kontrolliert vollziehen.