Bei Diagnose Krebs die Psyche stabilisieren - so geht es

Für die meisten Menschen ist es ein Schock, wenn der Arzt ihnen die Diagnose Krebs mitteilt. In dem Moment ist es mitunter unmöglich, dem weiteren Verlauf des Gespräches zu folgen. Betroffene schildern diese Situation als eine Art Dauerrauschen oder den Punkt absoluter Leere. Der Moment, an dem die Welt von jetzt auf gleich stehen bleibt. Nichts ist mehr, wie es war. Im medizinischen Kontext existiert dafür der Begriff „Sturz aus der normalen Wirklichkeit“. Oft wird das eigene Leben nun in ein davor und danach eingeteilt. Der Umgang mit der Diagnose kann sehr unterschiedlich sein. Verzweiflung, Angst, Hilflosigkeit können auftreten, genauso wie Wut und die Frage „Warum ausgerechnet ich?“ Auch Gedanken, wie die Familie, Freunde und Kollegen mit der Erkrankung umgehen und wie sehr ihr Leben durch die eigene Diagnose beeinflusst wird, gehören dazu. Wie wird sich die berufliche und finanzielle Zukunft gestalten? Habe ich Chancen, überhaupt zu überleben? Wenn ja, wird der Krebs ab sofort immer ein Teil meines weiteren Lebens sein? Diese Fragen und Gefühle gehören dazu, denn die Diagnose ist eine Bedrohung der eigenen Existenz.

Auch während der Therapiephase sind widersprüchliche Emotionen berechtigt. Viele erleben diese Zeit als ein Wechselbad der Gefühle. Entschlossenheit, Zuversicht, Optimismus können sich je nach Krankheitsverlauf mit negativen Gedanken wie Verzweiflung, Wut und Traurigkeit abwechseln. Dies ist kein Zeichen von Schwäche sondern vielmehr ein Prozess, der nötig ist, um zu einem inneren Gleichgewicht finden zu können. Auch negative Gedanken gehören zur Bewältigung einer Krise dazu. Kein Mensch ist nach einer lebensbedrohlichen Diagnose dauerhaft positiv gestimmt. Wichtig ist, dies zu akzeptieren und Geduld mit sich zu haben.

Zu sich selbst finden

Trotz der Erkrankung und der oft psychisch und physisch anstrengenden Behandlungsphase kann dies eine Zeit sein, sich mehr denn je sich selbst zu widmen. Zeit, sich Fragen zu stellen wie „Was tut mir gut“, „Was möchte ich?“ Betroffene schildern, dass sie sich neuen Dingen wie Musik, Malen oder Schreiben widmen oder ihr Hobby intensiver pflegen. Auch Wünsche wie besondere Reisen werden je nach Befinden eher realisiert. Sportliche Betätigung wird oftmals als Bereicherung und Ausgleich wahrgenommen.  Mitunter wird der Tag anders strukturiert, angenehme und wohltuende Aktivitäten und Ruhepausen werden bewusst eingebaut.

Neue Perspektiven erkennen

Die Auseinandersetzung mit sich selbst, Zeit zum Nachdenken und die Neustrukturierung des eigenen Alltages können Auslöser dafür sein, das bisherige Leben zu überdenken. Wo stehe ich? Was hat mich die letzten Jahre besonders gestört? Was waren und sind meine Kraftquellen? Möglicherweise ist die Ausübung des bisherigen Berufes aufgrund der Erkrankung zukünftig in dieser Form nicht mehr möglich. Was kommt dann? Nicht immer muss eine Veränderung etwas negatives sein. Im Gegenteil: Ist dies der Punkt, sich endlich aus unbefriedigenden Strukturen zu lösen? Kann sich hier vielleicht eine Chance zur Veränderung eröffnen?

Soziale Kontakte pflegen

Die eigene Familie und Menschen im unmittelbaren Umfeld sind für viele Betroffene die wichtigste Kraftquelle. Vertrautheit, Nähe und offene Gespräche über Sorgen, Ängste, das eigene Befinden helfen dabei, schwierige Phasen zu überstehen und einen Anker zu haben. Trotz alledem kann die Erkrankung aber auch für Angehörige und Freunde als belastend empfunden werden und Unsicherheit auslösen. Es ist wichtig, offen über Gedanken und Gefühle aller zu sprechen. Treffen mit Freunden und Bekannten, gute Gespräche auch über andere Themen als die eigene Diagnose, Austausch und gemeinsames Lachen können zum Wohlbefinden beitragen.

Selbsthilfegruppen besuchen

Mitunter können Angehörige und Freunde nicht in der Form unterstützen, wie es sich der Erkrankte wünscht oder man will seine Liebsten mit seinen Ängsten nicht zusätzlich belasten. Manchmal fehlen schlichtweg nahestehende Personen im Umfeld oder wohnen weit weg. Die Gründe, nicht ausreichend Zeit und Raum für Gespräche zu haben, können ganz unterschiedlich sein. Hier leisten Selbsthilfegruppen einen guten Beitrag. Oftmals kann der Austausch mit Menschen in ähnlichen Situationen sehr bereichernd sein. Erfahrungsberichte, Tipps und Hilfestellungen erhalten oder sich einfach alles mal von der Seele zu reden, funktioniert in diesem Rahmen mitunter sogar besser als im häuslichen Umfeld. In den meisten größeren Städten Deutschlands gibt es entsprechende Kontaktstellen.

Beratungsstellen

Der Erhalt und Austausch von Informationen rund um die Erkrankung, Therapiemöglichkeiten, soziale und finanzielle Aspekte sind Gründe dafür, dass es entsprechende Beratungsstellen in ganz Deutschland gibt. Hierzu zählen Krebsberatungsstellen, spezialisierte Kliniken und Reha-Kliniken. Weiterhin stehen telefonische Beratungen des Krebsinformationsdienstes zur Verfügung.

Psychoonkologie

Sollten Menschen aufgrund ihrer Krebserkrankung in ihrem Gefühlsleben über einen längeren Zeitraum instabil sein, negative Emotionen wie Angstzustände, depressive Gefühle, Schlafstörungen und / oder psychosomatische Symptome aufweisen, ist es ratsam, sich professionelle Hilfe zu suchen. Insbesondere bei Patienten mit bereits vorher schon bestehenden psychischen Erkrankungen kann eine Krebserkrankung eine besonders starke seelische Belastung sein. Hier kann ein Gespräch mit einem Psychoonkologen helfen, um das seelische Gleichgewicht wieder aufzubauen und (neue) Wege aus der Krise zu finden. Kontaktadressen sind bei den Krankenkassen erhältlich.

Rehabilitation

In stationären oder ambulanten Rehabilitationsangeboten können Sie sowohl psychoonkologische Angebote in Gruppen oder Einzelgesprächen nutzen, sich mit Patienten mit gleichen oder ähnlichen Erkrankungssbildern austauschen und sich die Zeit nehmen außerhalb des Alltages zu sich selbst zu finden. Für die Anmeldeformalitäten stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite.

 

Quellennachweis:

- Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft

- Leitlinienprogramm Onkologie – Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe

- Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten - Kurzversion

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