Das Multiple Myelom, auch Plasmozytom genannt, ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks.

Die Therapie des Multiplen Myeloms hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. War es vor 20 Jahren noch eine Erkrankung, die mit einer kurzen Lebenserwartung und schmerzhaften, leidvollen Jahren verbunden war, hat sich die Prognose für viele Patienten deutlich verbessert. Auch die Lebensqualität der Erkrankten konnte in den letzten Jahren gesteigert werden.
Ein Rezidiv ist dennoch häufig und die Erkrankung gilt als nicht heilbar.

Wie in einer aktuell publizierten Arbeit herausgestellt wurde, konnte das mittlere Überleben der Patienten nach 5 Jahren in den letzten 10 Jahren von etwa 40% auf ca. 75% gesteigert werden (Fonseca et al, Leukemia (2017) 31).

Überlebenswahrscheinlichkeiten von Patienten mit Multiplem Myelom in unterschiedlichen Zeiträumen
*Survival Probability = Überlebenswahrscheinlichkeit, Survival years = Überlebensjahre,

 

Individuell abzustimmen

Welche Therapie gewählt wird oder auch, ob überhaupt schon therapiert werden sollte, muss immer für den Einzelfall bestimmt werden. Die Therapieentscheidung erfolgt je a nach Alter, Stadium  und Ausbreitungsstadium und auch, ob der Patient auf die Induktionstherapie anspricht.
Da die Therapien starke Nebenwirkungen haben, wird heute nicht therapiert, so lange keine Beschwerden oder Schäden im Körper nachweisbar sind.

Die Primärtherapie

Die Primärtherapie besteht aus der Induktionstherapie und der Hochdosistherapie. Sie hat das Ziel, die Erkrankung unter Kontrolle zu halten, die Zahl der Plasmazellen und die Menge der Immunglobuline im Blut möglichst klein zu halten.
Die Hochdosistherapie ist die Vorbereitung für die Stammzelltransplantation. Diese werden entweder aus dem eigenen Körper (autolog) oder von einer Knochenmarkspende (allogen) gewonnen.

Rezidivtherapie

Hier kommen Kombinationen neuerer Therapien zum Einsatz. Auch können die Substanzen und Wirkweisen ausgetauscht werden, so dass die Verschlechterung des Gesundheitszustands abgemildert werden kann.

Supportive Therapien

Um die Beschwerden und Schädigungen an den Knochen zu mildern, werden auch Medikamente  gegeben, die den Abbau der Knochen hemmen.

Die Wirkstoffe im Allgemeinen

Proteasomen-Inhibitoren

Die Zelle baut ständig neue Proteine mit unterschiedlichen Funktionen auf: Enzyme für den Stoffwechsel, regulierende Proteine, die als Antwort auf eine neue Situation benötigt werden, Proteine, die (besonders in Tumorzellen) für die Zellteilung notwendig sind. Diese können aber nicht dauerhaft bleiben und werden deshalb durch zelleigene Proteinkomplexe abgebaut. Diese Proteinkomplexe sind die Proteasomen.
Sie erkennen die abzubauenden Proteine im Inneren der Zelle durch eine Markierung. Sie haben eine Proteinspaltende Aktivität.
An diese Aktivität der Zelle setzen Medikamente wie Carfilzomib an: sie hemmen den Abbau der Proteine, so dass die Zelle quasi voll von Abfällen ist und sich nicht weiter teilen kann. Der Stoffwechsel ist damit komplett blockiert.

Histon-Deacetylase-Inhibitoren

Nicht allein Mutationen machen eine Zelle zur Tumorzelle.  In der gesunden Zelle werden sogenannte Tumor-Suppressor-Gene gar nicht abgelesen werden und die Proteine, die die Zellteilung anregen, nicht gebildet werden. Das Ablesen und exprimieren der Gene ist blockiert, weil die entsprechenden Genabschnitte fest im Chromosom verpackt sind und ablesende Proteine den Bereich nicht erreichen können. Verpackende Strukturen sind die Histone: Proteine, um die sich die DNA wickelt.
In der Myelomzelle werden Enzyme aktiv, die die Histone von der DNA lösen, indem sie Teile davon entfernen (deacetylieren). Damit wird die „Verpackung“ gelockert und die Sequenzen der Tumorsuppressorgene können ausgelesen werden. Proteine, die die Zellteilung anregen, werden gebildet.
Vorinostat und Panobinostat hemmen diese Histon-Deacetylasen. Die Histone können die DNA wieder eng verpacken und die Zelle durchläuft den programmierten Zelltod (Apoptose).

Immunmodulatorische Substanzen

Medikamente wie Thalidomid, Bortezomib und Lenalidomid wirken modulierend auf das Immunsystem, der Neubildung von Blutgefäßen entgegen und wirkt wahrscheinlich auch abtötend auf die Myelomzellen.

Monoklonale Antikörper

Die Antikörper Elotuzumab und Daratumumab richten sich gegen die Glykoproteine SLAMF7 (Signalling Lymphocyte Activation Molecule Family Member 7) bzw. DC38. Diese Proteine finden sich nur auf den Myelomzellen. Die Antikörper aktivieren die Natural Killer Zellen des Immunsystems, die in der Lage sind, Myelomzellen zu zerstören.

 

*Bild:

Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5596206/pdf/leu2016380a.pdf
Autoren:
R Fonseca, S Abouzaid, M Bonafede, Q Cai,3 K Parikh, L Cosler, and P Richardson, erschienen in Leukemia, 2017 (31)
Die Bildrechte liegen beim Ersteller
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