Eine Krebserkrankung geht häufig mit Tumorschmerzen unterschiedlicher Ausprägung einher. Die Gründe dafür können neben der eigentlichen Erkrankung auch Folgen der Therapie und sonstige Begleiterscheinungen sein. Je nach Intensität der Schmerzen hat dies negative Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden, auf berufliche und private Aktivitäten sowie das soziale Umfeld des Betroffenen.
Dennoch ist es möglich, bei circa 90 % der Patienten die Schmerzen zu minimieren oder sogar vollständig zu beseitigen. Die Differenzierung der Ursachen und Art der Schmerzsymptomatik sind für die Erstellung eines individuellen Therapieplanes ausschlaggebend. Dazu gehören eine gründliche Anamnese, die körperliche Untersuchung und gegebenenfalls gezielte apparative Diagnostik. Eine interdisziplinäre Therapie ist hierbei sinnvoll. Die symptomatische Schmerztherapie orientiert sich am WHO-Stufenschema zur Krebsschmerztherapie. Auf Grundlage des Befundes wird festgelegt, welche medikamentöse Therapie für den jeweiligen Patienten zum Einsatz kommt.
Medikamentöse Schmerztherapie
In Stufe 1 werden bei schwachen bis mäßigen Schmerzen nicht-opiathaltige Analgetika, wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Paracetamol verabreicht. Auch wenn diese rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind, sollten Tumorpatienten vor der Einnahme mit ihrem Arzt darüber sprechen, um Nebenwirkungen zu vermeiden.
Bei stärkeren Schmerzen (Stufe 2) kommen niederpotente Opioide infrage, von denen die meisten nicht unter die Betäubungsmittelverordnung fallen. Sie können mit Medikamenten der Stufe 1 kombiniert werden.
Bei sehr heftigen Schmerzen (Stufe 3) werde starke Opioide, wie Morphium oder Oxycodon, gegeben, auch in Kombination mit Präparaten aus Stufe 1. Hier verordnet der Arzt das Medikament auf einem besonderen Rezept.
Moderne Morphinpräparate sind als Retardkapseln oder als transdermale Pflaster erhältlich. Das bedeutet, dass die Präparate nur ein- bis zweimal täglich geschluckt bzw. alle 2-3 Tage geklebt werden müssen und über den Tag verteilt gleichmäßig ihren Wirkstoff freisetzen. Somit hält die Wirkung über einen längeren Zeitraum an. Ist dies nicht ausreichend, kann eine intravenöse Verabreichung der Opioide sinnvoll sein.
Dies kann mithilfe von PCA-Pumpen erfolgen. So ist es möglich, dass der Patient seine Dosis zuhause selbst einteilt, ohne das es zu einer Überdosierung kommt. Invasive Verfahren zur Schmerztherapie können sinnvoll sein, sind aber nur bei wenigen Patienten vorgesehen.
Patienten, die eine dauerhafte Therapie mit Schmerzmitteln der WHO-Stufe 3 bekommen, erhalten einen Opioid-Ausweis. Dieser Ausweis bescheinigt die Rechtmäßigkeit der Einnahme von Medikamenten, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen, was gerade bei Verkehrskontrollen wichtig ist. Zudem gibt er für Ärzte anderer Fachgebiete oder einem Vertretungsarzt bei Reisen Aufschluss über die Präparate, Dosierung und Einnahmeintervalle der Schmerzmittel.
Weitere Medikamente
Neben der medikamentösen Schmerztherapie ist eine Ergänzung durch sogenannte adjuvante Medikamente (Co-Therapeutika) möglich. Diese ist eine Möglichkeit, um Beschwerden zu reduzieren. Hierbei werden vor allem auslösende Faktoren wie Angstgefühle, innerliche Spannung, Müdigkeit oder eine Beeinträchtigung des Schlafes, behandelt. Antidepressiva, Tranquilizer oder Neuroleptika können verordnet werden. Kortikosteroide werden bei entzündlichen Prozessen, die Schmerzen zur Folge haben, eingesetzt. Zum Behandlungsspektrum der Schmerztherapie gehören auch Maßnahmen der Physikalischen Therapie. Einige Beispiele wären Wärme– und Kälteanwendungen, Massagen, Manuelle Therapie, Krankengymnastik oder Lymphdrainage bei Lymphödemen. Akupunktur kann durch eine gezielte Stimulation von Nerven Schmerz hemmend wirken und wahrscheinlich die Wirksamkeit einer Opioidtherapie positiv beeinflussen.
Cannabis – Auch Cannabinoide können Schmerzen positiv beeinflussen – teils durch psychische und muskuläre Entspannung, teils durch direkte Schmerzwirkung. International anerkannt und auch von den Krankenkassen eingefordert, ist aber zunächst ein Ausschöpfen o.g. medikamentöser Massnahmen.
Auch Hypnose und Psychotherapie können hilfreich sein, da psychosoziale Aspekte einen starken Einfluss auf die Wahrnehmung und die Schmerzverarbeitung haben. Die psychosoziale Begleitung als fester Bestandteil der Schmerztherapie bei Krebserkrankungen ist enorm wichtig. Diese Maßnahmen haben nachweisbar positive Effekte auf das Allgemeinbefinden, wenn sie als Ergänzung zur Basistherapie angewendet werden. Musik - und Kunsttherapie können ebenfalls entspannend wirken.
Zusätzliche Tipps
- Der Medikamentenplan ist einzuhalten.
- Vorsicht im Straßenverkehr! Starke Schmerzmittel können die Reaktionsfähigkeit einschränken.
- Medikamente sollten niemals ohne ärztlichen Rat kombiniert werden, denn es kann zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen.
- Opioidhaltige Medikamente dürfen nicht abrupt abgesetzt werden. Dies kann zu starken Kreislaufproblemen führen.
- Alkohol kann die Wirkung von vielen Schmerzmitteln verstärken.
- Schmerzen müssen nicht ertragen werden. Es gibt vielfältige Behandlungsmöglichkeiten.