Einfluss von Vitamin D bei einer Krebserkrankung
In den letzten Jahren wurde die Bedeutung von Vitamin D aufgrund der zunehmenden Berichterstattung in verschiedenen Medien immer bekannter. Für den Aufbau und die Festigkeit der Knochen und Zähne, für Muskelfunktionen und nicht zuletzt für die Psyche spielt dieses Vitamin, das zu 80 % aus Sonnenlicht und 20 % aus der Ernährung gewonnen wird, scheinbar eine entscheidene Rolle. Doch auch auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, auf Infektionen einschließlich COVID-19, auf Tumorerkrankungen und Typ-2-Diabetes soll Vitamin D einen nicht unerheblichen Einfluss haben, wie neueste Studien vermuten lassen.
Dennoch ist die Bewertung der Ausgangslage sehr komplex. So seien bestimmte Bevölkerungsgruppen wie alte und kranke Menschen oft nicht in der Lage, genügend Sonnenlicht zu tanken oder sich angemessen zu ernähren. Dies führt zu einem Vitamin D Mangel. Diese Gruppe ist prädestiniert für unterschiedliche Erkrankungen. Desweiteren sinkt der Vitamin D Spiegel bei akuten Entzündungen. Schon seit geraumer Zeit ist bekannt, dass bei Patienten mit malignen Erkrankungen ein niedrigerer Vitamin-D-Spiegel im Blut nachweisbar ist. Besonders ausgeprägt sei dies kurz nach der Behandlung, etwa bei einem chirurgischen Eingriff. Ein endgültiges Ergebnis der Studienlage liegt bisher nicht vor, allenfalls gibt es Tendenzen in Subgruppen – und Metaanalysen.
Es konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob es sich bei einem Vitamin D Mangel um die Ursache oder aber eine Folgeerscheinung der Tumorerkrankung handelt. Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg errechneten, dass die breite Gabe des Vitamins als Nahrungsergänzung für alle Menschen über 50 Jahren bundesweit 30.000 Krebs-Todesfälle verhindern könnte¹. Die Kausalität dieser Rechnung ist bisher noch nicht wissenschaftlich belegt, so dass eine Supplementation der gesunden Bevölkerung nicht indiziert sei. Dennoch kann es sinnvoll sein, bei immobilen oder mangelernährten Patienten auf eine ausreichende Gabe des Nahrungsergänzungsmittels zu achten.
Die Studienergebnisse machen allerdings sehr deutlich, dass durch eine Vitamin-D-Supplementierung insbesondere die Prognose nach Diagnose einer Krebserkrankung verbessert wird. In den durchgeführten Metaanalysen ist eine Reduktion der Krebsmortalität um 13% sichtbar.
Unter Berücksichtigung von Studien, die Vitamin D nicht primär zum Zweck der Krebsprävention oder zur Senkung der Krebsmortalität untersuchten, zeigt sich, dass die Verwendung von Vitamin-D-Supplementierung zur Prävention von Krebsrezidiven empfohlen werden kann, sobald eine Krebsdiagnose gestellt wurde.
So konnte zum Beispiel in der „Sunshine“-Studie gezeigt werden, dass das Risiko für ein Wiederauftreten der Darmkrebserkrankung um 36% durch die Einnahme von hochdosierten Vitamin D reduziert werden.²
Als adäquate Dosierung wird aktuell in Deutschland eine Dosis von 1000 IE pro Tag angesehen.
¹Tobias Niedermaier, Thomas Gredner, Sabine Kuznia, Ben Schöttker, Ute Mons, Hermann Brenner: Potential for cost-saving prevention of almost 30,000 cancer deaths per year by vitamin D supplementation of the older adult population in Germany.
Molecular Oncology 2020, DOI: 10.1002/1878-0261.12924
²Ng K, Nimeiri HS, McCleary NJ, et al. Effect of High-Dose vs Standard-Dose Vitamin D3 Supplementation on Progression-Free Survival Among Patients With Advanced or Metastatic Colorectal Cancer: The SUNSHINE Randomized Clinical Trial. JAMA. 2019;321(14):1370–1379. doi:10.1001/jama.2019.2402