Fettleber und Krebsrisiko
Die Leber – ein lebenswichtiges Organ
Die Leber ist ein rötlich-braunes Organ mit glatter Oberfläche und gehört mit seinen etwa 1,5 kg zur größten Anhangdrüse des Darmes. Sie liegt beinahe vollständig im rechten Oberbauch, direkt unter dem Zwerchfell, und verläuft mit ihrem linken Rand über den Magen hinweg. Durch den knöchernen Brustkorb ist die Leber geschützt und als zentrales Stoffwechselorgan für verschiedene lebenswichtige Aufgaben zuständig.
Sie ist für die Entgiftung des Körpers beziehungsweise für den Abbau von fremd - und körpereigenen Stoffen unerlässlich. Sogenannte Hepatozyten filtern verbrauchte Hormone, Blutkörperchen, Bakterien und defekte Zellen aus dem Blut heraus. Auch Schadstoffe wie Ammoniak aus dem Eiweißabbau, Alkohol, Pestizide, Weichmacher sowie Medikamente werden von der Leber beseitigt. Außerdem ist das Organ für die Produktion von Wachstumshormonen sowie für den Umbau von Schilddrüsenhormonen und Steroidhormonen verantwortlich. Mithilfe von bis zu einem Liter Gallenflüssigkeit wird in der Leber Fett verdaut. Desweiteren produziert das Organ einen Teil des Cholesterins, die Basis für wichtige Hormone, der Gallensäuren und Zellmembranen. Die Leber, durch die täglich 2000 Liter Blut strömt, ist mit der Produktion von Gerinnungsfaktoren auch für die Blutgerinnung verantwortlich und trägt ihren Teil zur Wundheilung bei.
Die Fettleber – eine Folge des ungesunden Lebensstils?
Ist die Leber geschädigt, können die Auswirkungen auf den Organismus schwerwiegend sein. Neben Lebererkrankungen, ausgelöst durch Virusinfektionen wie Hepatitis, Stoffwechsel-und Autoimmunerkrankungen, gehört die Fettleber zu den häufigsten chronischen Erkrankungen dieses Organs. Schätzungsweise 30 % der Bevölkerung in Deutschland sind davon betroffen, auch Kinder. Eine Fettleber entsteht nicht nur durch jahrelangen Alkoholmissbrauch, sondern auch durch einen ungesunden Lebensstil mit schlechter Ernährung, wenig Bewegung und Übergewicht (nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH)). Bei jedem dritten Betroffenen entwickeln sich daraus Entzündungen, Vernarbungen bis hin zu Leberzirrhose. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen, Typ 2 Diabetes sowie Leberkrebs. In seltenen Fällen kann auch eine vererbte Stoffwechselerkrankung von der verminderten Abbau von Cholesterin oder Blutfetten für eine Fettleber ursächlich sein. Eine differentialdiagnostische internistische Begutachtung ist also zwingend erforderlich.
Inwieweit begünstigt eine Fettleber die Entstehung eines Krebsleidens?
Gerade die chronischen Entzündungsherde stehen im Verdacht, Auslöser für die Krebsentstehung in der Leber zu sein, wie Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg in Studien belegen konnten. Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes erkranken hierzulande jährlich etwa 9000 Menschen. Damit aus einer Fettleber eine Entzündung entsteht, müssen bestimmte Immunzellen in die Leber einwandern. Das Forscherteam fand heraus, dass hierbei Blutplättchen eine wesentliche Rolle spielen. Bei Mäusen, die eine fettreiche Diät erhielten, konnten vermehrt Blutplättchen in der Leber nachgewiesen werden. Durch die Irritation der Leber werden also vermehrt Immunzellen infiltriert. Ähnliches beobachteten sie auch bei Menschen mit nicht-alkoholbedingter Fettleber (NASH). Zusätzlich haben zwei Immunzelltypen, nämlich aktivierte CD8+-T-Zellen und natürliche Killer-T-Zellen (NKT), eine entscheidende Funktion bei der Veränderung von normalen zu pathologischen Hepatozyten. Die Leberzellen sind in ihren normalen Stoffwechselwegen und mit der Reparatur von DNA-Schäden überfordert, so dass der Entzündungsprozess die Grundlage für das Wachstum eines Tumors sei. Die Behandlungsmöglichkeiten und damit die Überlebenswahrscheinlichkeit dieser Krebserkrankung sind gering. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt nur 15%. Circa 8.000 Todesfälle sind pro Jahr in Deutschland zu verzeichnen.
Welche Symptome können auf eine Fettleber hindeuten?
Das zusätzliche Fett in der Leber bleibt meist unbemerkt. Oft sind die Symptome schwer zu deuten. Diese wären neben Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten ein Druckgefühl im rechten Oberbauch. Häufig haben Betroffene einen erhöhten Taillenumfang, Übergewicht sowie Bluthochdruck. Eine Fettleber ist durch Utraschall nachweisbar.
Ärztliche Therapieansätze
Als verantwortlich dafür, Blutplättchen in die Leber zu schleusen, erkannten die Wissenschaftler Kupffer-Zellen. Eine besonders wesentliche Funktion hat dabei das Glykoprotein GPIbα auf der Oberfläche der Blutplättchen. Wird dies jedoch blockiert, wie die Forschungsergebnisse zeigen, so reduziert sich in der Leber die Anzahl jener Botenstoffe, die entzündliche Immunzellen anlocken. Dadurch geht auch die Leberentzündung zurück.
Aufgrund der Forschungsergebnisse sei es nun denkbar, die Zahl der aktiven Blutplättchen in der Fettleber zu minimieren oder ihr Andocken und damit das Rekrutieren von entzündlichen Immunzellen auszuschalten. Das ließe sich beispielsweise durch Gerinnungshemmer erreichen.
In einer Pilotstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums konnte gezeigt werden, dass die Gabe von Acetylsalicylsäure (ASS) und Clopidogrel für 6 Monate einer deutlichen Reduktion von Fettablagerungen in der Leber und das Lebervolumen hat - bei gleichbleibendem ungesundem Lebensstil. Die Auswertung einer anderen Studie brachte das Ergebnis, dass die tägliche Einnahme von 100 mg ASS mit einem minimierterem Risiko für eine Fibrose einhergeht. Hierbei ist die regelmäßige Einnahme ausschlaggebend.
Wenn es möglich wäre, den Kreislauf von entzündlichen Prozessen zu unterbinden, könne das Risiko für Fettleber-induzierten Leberkrebs gesenkt werden.
Vorbeugung und Behandlung
Eine Fettleber ist heilbar. Durch eine Veränderung des Lebensstils können Patienten erfolgreich der Verfettung der Leber entgegenwirken. Da durch Alkohol das Risiko bei Fettleberpatienten an Leberkrebs zu erkranken um das 5- bis 7-fache erhöht ist, sollte darauf verzichtet bzw. der Konsum deutlich eingeschränkt werden. Gesunde Ernährung, reduzierte Kalorienzufuhr und regelmäßiger Sport beeinflussen das Geschehen positiv. Es ist davon auszugehen, dass bei circa fünf Prozent Gewichtsabnahme auch das Fett der Leber abgebaut wird. In den amerikanischen Leitlinien für Ärzte wird Patienten mit einer Fettleberhepatitis (Entzündung in der Leber) die Gabe von hochdosiertem Vitamin E empfohlen, um das Entzündungsgeschehen einzudämmen. Auch die Gabe von Omega3-Fettsäuren – idealerweise über die Ernährung (zB. Fisch) – scheint einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Fettleber zu haben.1
Quellenverzeichnis:
1Caldwell S. NASH Therapy: omega 3 supplementation, vitamin E, insulin sensitizers and statin drugs. Clin Mol Hepatol. 2017 Jun;23(2):103-108. doi: 10.3350/cmh.2017.0103. Epub 2017 May 10. PMID: 28494529; PMCID: PMC5497667.
Arne Schäffler, Sabine Schmidt „Mensch, Körper, Krankheit“, Jungjohann Verlag, 2.Auflage
www.netdoktor.de/krankheiten/fettleber
www.cerascreen.de/blogs/gesundheit/fettleber