Lungenkrebs ist häufig sehr schwer zu behandeln. Patienten mit Lungentumoren im frühen Stadium haben die besten Überlebensraten. In den USA wurden in einem beschleunigten Verfahren zwei Medikamente zur Therapie des Nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms zugelassen. Wir erklären Ihnen hier, wie diese funktionieren und was sie bewirken können.

Was ist eine Immuntherapie?

Eine Immuntherapie tötet nicht direkt  die Krebs- oder Tumorzellen ab, wie es Chemo- oder Strahlentherapie tun. Sie setzen bei einem anderen Mechanismus an: Viele bösartige Tumore hemmen die Aktivität des Immunsystems und wehren die körpereigenen Angriffe gegen die Tumorzellen ab. Dadurch werden die Krebszellen resistent gegen die körpereigene Abwehr. Immuntherapien lösen diese Blockaden, sogenannte Checkpointe, und geben so dem Körper die Möglichkeit, eigene Abwehrmechanismen wieder in Gang zu setzen.

Das Nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC)

Bronchialkarzinome sind die häufigsten Krebsarten. Die Nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinome machen mit 75 % die größte Gruppe der Bronchialkarzinome aus.
Sie sind meist schwer zu behandeln, besonders wenn bereits beide Lungenflügel betroffen sind oder eine Fernmetastasierung vorliegt,  ist eine operative Therapie meist nicht mehr möglich und eine Heilung nur noch in seltenen Fällen erreichbar.

Nivolumab und Pembrolizumab: wie wirken sie?

In manchen Tumoren in der Lunge oder auch in Melanomen tragen die Tumorzellen ein Oberflächenprotein. Es heißt PD-L1. Das steht für „programmed cell death-Ligand-1“.
Normalerweise sitzt dieses Protein auf der Oberfläche von Zellen des Immunsystems, nämlich auf den Dendritischen Zellen und Gewebemakrophagen. Das Protein passt wie ein Puzzleteil an ein anderes Protein, das auf der Oberfläche von T-Zellen (Ein Teil der Abwehrzellen unseres Immunsystems) sitzt. Dieses heißt PD-1.
Die Aktivität dieser T-Zellen wird durch das Zusammenfügen dieser Proteinmoleküle gebremst, z.B., weil die Aktivität gerade nicht benötigt wird oder um körpereigene Zellen vor Angriffen des eigenen Immunsystems zu schützen.
Hat der Tumor nun dieses PD-L1 auf seiner Oberfläche, bremst es die Aktivität der T-Zellen. Der Tumor ist damit vor den Angriffen des Immunsystems geschützt und kann vom Immunsystem ungestört weiter wachsen.
Ein kurzes Video auf der Seite des Herstellers zeigt den Mechanismus: http://www.msd-immunonkologie.de/

Die Medikamente Pembrolizumab und Nivolumab stören das „aneinanderpuzzeln“ der beiden Proteine und das Immunsystem erhält seine Aktivität zurück. Es sind Antikörper, die sich zwischen die beiden Puzzleteile schieben. Das Immunsystem kann nun  gegen den Tumor aktiv werden und die Zerstörung der Zellen bewirken.

Was sind die Voraussetzungen für die Behandlung?

Die Zulassung in Europa besteht aktuell für Nivolumab und Pembrolizumab zur Therapie des vorbehandelten, nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms sowie des metastasierten Melanoms.
Pembrolizumab wird nur dann verabreicht, wenn der Tumor das Protein PD-L1 produziert und auf den Zellen trägt. Dies ist nicht in allen Tumoren der Fall. Darum ist es notwendig, das Protein durch Immunhistochemische Untersuchungen auf dem operativ entfernten Tumor nachzuweisen.

Studienergebnisse: Worauf darf ich hoffen?

Im Rahmen einer offenen Phase-III-Studie (CA209017) wurde die Wirksamkeit von Nivolumab im Vergleich zur Standardtherapie mit Docetaxel in vorbehandelten Patienten mit Nichtkleinzelligen Bronchialkarzinomen untersucht. Es zeigte sich ein Vorteil bezüglich des medianen Gesamtüberlebens (9,23 vs. 6,01 Monate) Der beobachtete Gesamtüberlebensvorteil wurde durchgehend in verschiedenen Patientenuntergruppen nachgewiesen.

Studien, die zur Zulassung von Pembrolizumab geführt haben, zeigten, dass es im Vergleich mit der bisherigen Chemotherapie (mit Docetaxel) zu einer Verlängerung der Überlebenszeit und des progressionsfreien Überlebens geführt hat.
Die größte Verbesserung der Überlebensrate trat ein, wenn der Tumor das PD-L1 in großer Menge aufweist. Dann steigt das mediane Überleben von 8,2 Monaten im Median auf 14,9 Monate (bei einer Dosierung von 2 mg/ kg Körpergewicht)- 17,3 Monate (bei einer Dosierung von 10 mg/ kg Körpergewicht) an.

Die Nebenwirkungen wurden als „moderat“ eingestuft. Besonders an den Immuntherapien ist, dass es im Rahmen aller bisher publizierten Studien zu keinem therapieassoziierten Todesereignis gekommen ist. Die häufigsten Nebenwirkungen waren so genannte autoimmune Erkrankungen:

  • Müdigkeit
  • Juckreiz
  • verminderter Appetit
  • Ausschlag
  • Gelenkschmerzen
  • Durchfall
  • Übelkeit

Ausblick für Deutschland

In Deutschland ist Pembrolizumab seit Mitte 2015 für die Therapie von fortgeschrittenen Melanomen zugelassen. Der Antrag auf Zulassungserweiterung in Europa für das Kleinzellige Bronchialkarzinom wird für Anfang 2016 erwartet. Weiterhin werden zurzeit über 30 Tumorentitäten zur Wirksamkeit der Immuntherapien, teilweise schon im Rahmen von Kombinationsimmuntherapien, untersucht. Auch Kombinationen mit Strahlentherapie und konventioneller Chemotherapie sind Teil der aktuellen wissenschaftlichen Studien.

Weitere Zulassungen werden in Kürze für das vorbehandelte Kopf-Hals-Karzinom, für das Leberzellkarzinom sowie für Harnwegstumore erwartet.

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