Mit der Diagnose Brustkrebs steht eine Patientin erst am Anfang der Untersuchungen. Auch wenn sich aus der Gewebsprobe herausstellt, dass es kein gutartiger Tumor ist, gibt es noch weitere wichtige Eigenschaften zu bestimmen. Historisch stehen wir am Beginn der individuellen Medizin: Wir wissen, dass Brustkrebs nicht gleich Brustkrebs ist und sehr unterschiedliche Behandlungen erfordern kann. Gezielte individuelle Therapien erfordern oftmals genaue Kenntnisse über die Gewebseigenschaften der Tumorzellen. Im Folgenden stellen wir Ihnen diese vor und benennen erfolgreiche therapeutische Ansätze.

Die klassische Klassifizierung

Zunächst wird die Ausbreitung des Tumors im Körper untersucht: Wie groß ist er? Hat er schon Lymphknoten befallen? Gibt es sogar schon Fernmetastasen? Wo liegen diese? Zudem wird nach der Operation ermittelt, an welcher Stelle der Tumor seinen Ursprung hatte: Ist es ein duktaler Tumor, der sich in den Milchgängen entwickelt hat? Oder befällt er das Drüsengewebe? Anhand dieser Klassifizierung wird dann die Entscheidung für die weiteren Therapien gefällt. Dies geschieht optimaler Weise im Rahmen eines interdisziplinären Tumorboards. Von sofortiger Operation über eine sogenannte neoadjuvante Chemotherapie mit dem Ziel der Tumorverkleinerung vor einer geplanten Operation, bis hin zur rein Symptom-orientierten Therapie steht dabei eine große Bandbreite an Optionen zur Verfügung. Diese müssen patientenorientiert überprüft werden. Eine weitere wichtige Information für das Festlegen der optimalen Therapie ist der individuelle Besatz an Oberflächeneiweißen der Brustkrebszellen. Diese Eiweiße können für eine verstärkte Zellteilung und somit schnelleres Tumorwachstum verantwortlich sein.

Her 2

Ein solches Eiweiß ist Her2/neu. Es wurde vor dreißig Jahren entdeckt. Seitdem wurden drei Medikamente entwickelt, die in die Her2-gesteuerte Zellteilung eingreifen: Trastuzumab, Pertuzumab und Lapatinib. Entweder sie blockieren die für die Aktivität notwendige Zusammenlagerung der Proteine, oder sie stören die Reaktionen in der Zelle. Ein neueres Medikament, Trasutuzumab-Emtansin (T-DM1), ist ein an einen Antikörper gekoppeltes „herkömmliches“ aber starkes Chemotherapeutikum, das nach Anlagerung an das Oberflächeneiweiß auch direkt in die Zelle gelangt und wirkt. Damit ist es möglich, gezielt nur die Tumorzellen zu bekämpfen, die Her2-Moleküle auf ihrer Oberfläche besitzen.

Hormonrezeptoren

Auch Hormonrezeptoren liegen auf der Zelloberfläche. Sind diese auf der Tumorzelle zu finden, reagiert sie auch auf die jeweiligen Hormone. Und das bedeutet: Zellteilung und Tumorwachstum, sobald die Hormone im Blut sind. Bekannt sind Östrogen- und Progesteronrezeptoren. Beides sind Hormone, die vor der Menopause noch regelmäßig ausgeschüttet werden. Hier kann eine gezielte Therapie ansetzen: z.B. Tamoxifen blockiert den Hormonrezeptor ohne dabei die Wirkung des Hormons in der Zelle auszulösen. Das eigentliche Hormon steht dann in Konkurrenz mit dem „Antihormon“. Dadurch wird die hormonelle Wirkung minimiert.

Aber auch Frauen nach den Wechseljahren können noch Östrogen bilden. Östrogenproduktion findet dann außerhalb der Eierstöcke statt. Das Enzym Aromatase ist für die Hormonproduktion verantwortlich. Dann kann ein sogenannter Aromatase-Hemmer angewendet werden.

Triple negativer Brustkrebs

Beim Triple Negativen Brustkrebs, der etwa 15% aller Brustkrebsfälle darstellt, gleicht ebenfalls nicht einer dem anderen. Gemein ist ihnen allen, dass sie die drei oben erwähnten Marker nicht besitzen und somit eine zusätzliche, oben genannte gezielte Therapie bisher nicht möglich ist. Aktuelle Forschungen konnten zeigen, dass die erbliche Variante mit BRCA-Mutationen beim Triple Negativen Brustkrebs häufig ist. Beim Triple Negativen Brustkrebs erfüllten sich die Hoffnungen auf die spezifische Therapie dieser Mutationen durch sogenannte PARP-Inhibitoren wie Iniparib oder Olaparib leider nicht. Die einzig zugelassene gezielte Therapie ist der Gefäßbildungs-Hemmer Bevacicumab, der insbesondere beim fortgeschrittenen Triple Negativen Brustkrebs einen wichtigen Bestandteil der Therapie darstellt. Die Ergebnisse weiterer individueller Ansätze werden in naher Zukunft erwartet.

Am Ende bleibt noch zu sagen, dass es Leitlinien gibt, die ebenso wie die Therapiefestlegungen im interdisziplinären Tumorboard nur als Empfehlungen dienen. Diese sollen die Entscheidungen für und gegen eine bestimmte Therapie erleichtern. Jedoch ist es für uns wichtig, dass Sie als Patientin entscheiden, welche Therapie Sie bekommen.

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