Die Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie fand dieses Jahr vom 14.- 18 Oktober in Leipzig statt. Es ist die wichtigste deutsche Tagung für Onkologen und Hämatologen in den deutschsprachigen Ländern.
Die Themen der zahlreichen Vorträge und Workshops waren die Diagnostik, Therapie, Pflege und Forschung.
Der Kongress aus Sicht der Schwestern
Das Praxisteam war mit insgesamt 7 Schwestern und beiden Ärzten vor Ort, um sich auf dem größten deutschsprachigen Kongress für hämatologische und onkologische Erkrankungen weiterzubilden. Aus der Sicht des Pflegepersonals war vor allem das Kennenlernen von Pflegepersonal aus anderen Praxen interessant. Es ermöglichte dem Team einen gegenseitigen Austausch, z. B. über Ablauf der Pflege oder Nebenwirkungsmanagement bei Chemotherapie.
Wir nahmen außerdem an Workshops, wie z. B. „Besserer Umgang mit den Patienten“ teil. Speziell an Pflegende gerichtete Vorträge vermittelten ein besseres Verständnis z. B. über Maßnahmen bei Portinfektion oder die Pflege zentraler Venenzugänge.
Vorträge über den Umgang mit Trauer und Bewältigung der Situation waren hilfreich, da man immer wieder mit diesen Situationen konfrontiert wird und nun „geschulter“ reagieren kann.
Ein Workshop über Klangschalentherapie und Entspannung bei Krebspatienten gab einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Entspannungsmethoden. Es wurden weitere Fortbildungsmaßnahmen in der Pflege/Onkologie erläutert. Neue orale Therapien ermöglichen den Patienten verstärkt die Nutzung ambulanter Praxen. So werden sie in dieser psychisch und emotional schweren Phase nicht aus ihrem gewohnten sozialen Umfeld gerissen. Für viele bedeutet das einen Gewinn an Lebensqualität.
Highlights aus der Forschung: Therapien
Zu den von den Veranstaltern genannten Hauptthemen gehörten die neuen Therapie-Ansätze, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Immuntherapien, die bereits für Tumore wie das Nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom oder Melanome zugelassen wurden, stehen zurzeit für zahlreiche Tumore auf dem Prüfstand. Sie sind in der Lage, die körpereigenen Abwehrkräfte so zu lenken, dass sie gegen das Wachstum der Tumorzellen aktiv sind.
In den letzten zwei Jahren wurden allein für das Multiple Myelom sieben neue Therapien für Patienten zugänglich gemacht.
Viele Vorträge drehten sich darum auch um Studien: Gerade für Immuntherapien ist noch nicht in jedem Fall klar, ob und wie sie mit Chemotherapien kombiniert werden sollten, wie die Reihenfolge der Gabe die Entstehung von Resistenzen beeinflussen kann: Eignen sie sich als Erstlinientherapie? Wie sind die Nebenwirkungen auf lange Sicht?
Die Ergebnisse der Studien zu Immuntherapien sind vielversprechend: sie wirken bei Eignung zur Therapie lebensverlängernd bei moderaten Nebenwirkungen.
Ob ein Patient für die Immuntherapie geeignet ist, hängt mit bestimmten genetischen Eigenschaften des Tumors zusammen. Für manche Therapien müssen bestimmte Mutationen vorliegen, für andere dürfen sie nicht vorliegen. Diese Mutationen können heute mittels „Next Generation Sequencing“, einer Genomsequenzierung, die schnell viele mögliche Mutationen erkennt, erkannt werden. Auch Tests wie EndoPredict basieren darauf. Dies bestimmt bei Brustkrebs-Patientinnen, ob eine Chemotherapie notwendig ist.
Ebenso gibt es für die Überwachung der Therapieerfolge neue Methoden: in der „liquid biopsy“, die Flüssigbiopsie, die nichts anderes als eine Blutprobe ist, können einzelne Tumorzellen nachgewiesen werden. Die Hoffnung ist, dass man in Zukunft anhand dieser Blutprobe sehen kann, wie die Therapie anschlägt: hemmt sie den Tumor oder zeigen Tumorzellen im Blut an, dass der Tumor wächst? Die Hoffnung ist, dass in Zukunft wirkungslose Therapien früher als solche erkannt werden können und wirkende Alternativen in Betracht gezogen werden können.
Unser Fazit: es war spannend
Egal, wo der Schwerpunkt für den Einzelnen lag: Für die Kollegen war der gemeinsame Besuch des DGHO eine positive und teamstärkende Erfahrung. Nächstes Jahr ist das Team sicher wieder dabei.