Sport während einer Krebsbehandlung
Körperliche Aktivität stärkt nicht nur die Fitness und das Wohlbefinden, sondern kann das Krebsrisiko senken sowie während einer Krebsbehandlung den Allgemeinzustand verbessern. Auf die positive Wirkung von Sport bei Krebspatienten weisen verschiedene internationale klinische Studien hin.
Entgegen der Annahme, die Patienten würden bei körperlicher Betätigung kostbare Energie einbüßen, kann ein Bewegungsmangel die Folgeerkrankungen eines Krebsleidens sogar noch verstärken.
Welche Auswirkungen hat Bewegungsmangel während einer Krebsbehandlung?
Während einer Krebstherapie leiden die Patienten häufig unter starker Müdigkeit (Fatigue), Muskelatrophien, arthrotischen Veränderungen, Osteoporose und Polyneuropathien. Hinzu kommen oft erhebliche psychische Einschränkungen, die sich nicht selten in Depressionen, Ängsten und sozialer Isolation manifestieren. Bei Bewegungsmangel kann ein Teufelskreis in Gang gesetzt werden, der die Symptome noch verstärkt. Baut die Muskelmasse ab, sinkt die Leistungsfähigkeit, die Patienten sind demzufolge schneller erschöpft. Das sogenannte Fatique-Syndrom ist eine der Hauptursachen im Abbau der Muskelmasse. In großen internationalen Studien konnte darüber hinaus die Senkung des Rezidivrisikos und die Senkung der Gesamtsterblichkeit – auch durch Verhinderung von Herz-Kreislauferkrankungen - bei Krebspatienten nachgewiesen werden.
Warum wirkt Sport gegen Krebs?
Die genauen Mechanismen der Zusammenhänge von sportlicher Betätigung und der Tumorbehandlung sind noch nicht bekannt. Da körperliche Aktivität fast alle Organsysteme anregt und auch das Gehirn beeinflusst, wirkt sich dies auf die Faktoren bei der Krebsentstehung aus. Die Durchblutung des gesamten Körpers wird gefördert, was den Krebszellen das Überleben erschwert. Außerdem sind die Krebszellen in ihrem Wachstum von den Glukoseabbauprodukten abhängig, welche bei sportlicher Betätigung vermehrt verbraucht werden. Als tumorspezifische Effekte kommen zudem der Einfluss auf Sexualhormone, antioxidative Wirkungen oder eine Verbesserung von DNA-Reparaturmechanismen zustande, ebenso die Verringerung von Insulin und körpereigenen Botenstoffen (z. B. IGF, Interleukin, TNF). Bei Frauen mit hormonabhängig wachsendem Brustkrebs senkt Sport den Östrogenspiegel in Blut und Gewebe – ebenso wie eine medikamentöse antihormonelle Therapie.
Was kann man mit Sport während einer Krebsbehandlung erreichen?
Gezielte und an den Zustand des Patienten angepasste körperliche Bewegung kann die Nebenwirkungen einer Chemo – oder Strahlentherapie verringern. Studien belegen, dass nicht nur die körperliche Fitness gestärkt wird, sondern Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen verringert werden können. Auch zeigen körperlich aktive Patienten weniger Fatiqueanzeichen als immobile. Sport wirkt der körperlichen Schwäche, dem Muskelabbau, Bewegungseinschränkungen, Lymphödemen und Polyneuropathien nachweislich entgegen. Nicht zu unterschätzen sind die positiven Effekte auf die Psyche. Ängste, Depressionen und Schlafprobleme treten weniger auf. Zudem hilft es den Patienten, ihren eigenen Körper wieder anzunehmen und Selbstvertrauen in sich und die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Sport in der Gruppe hilft vielen Betroffenen, wieder am sozialen Leben teilzuhaben.
Wie viel Sport ist gesund?
Die Intensität und der Umfang körperlicher Aktivität sollte immer auf die Situation des Patienten angepasst sein. Wichtig ist, erst einmal klein anzufangen. Oft genügt schon ein Spaziergang. Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt dreimal pro Woche für sechzig Minuten Sport. Dies kann auch auf fünf bis sechs Tage aufgeteilt werden mit jeweils 30 Minuten. Günstig sind zu Beginn moderate Sportarten wie spazieren, NordicWalking, schwimmen oder Rad fahren. Wer es intensiver mag, kann dreimal pro Woche für 30 Minuten ein Krafttraining durchführen. Sollte es einen Tag mal nicht gehen, braucht niemand ein schlechtes Gewissen zu haben. Zwischen der Menge an Sport und der Anti-Krebs-Wirkung gibt es einen direkten Zusammenhang: Je mehr Bewegung, desto größer der Effekt. Dennoch ist Vorsicht vor Überlastung geboten.
Welche Sportarten sind geeignet?
In erster Linie sollte die körperliche Betätigung Freude bereiten. Ein Gespräch mit dem behandelten Arzt über die Sporttauglichkeit und die aktuelle Fitness sind sinnvoll. In Deutschland gibt es 1000 Krebsnachsorge Sportgruppen. Qualifizierte Sportleiter trainieren unter fachkundiger Anleitung Patienten mit ihren jeweiligen Krankheitsbildern. Als besonders vorteilhaft hat sich bisher ein kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining erwiesen, mit zusätzlichen Elementen zur Schulung von Flexibilität und Koordination. An das Krafttraining muss sich unbedingt eine Phase der Regeneration und Erholung anschließen.
Wann sollte auf Sport verzichtet werden?
Ein Sportverbot besteht bei Fieber über 38 Grad, bei starken Infektionen, Übelkeit und Erbrechen, Schwindel, akuten Blutungen, einem Hämoglobinwert unter 8 g /dl Blut, einem Thrombozytenwert unter 10000 /ul. Fand eine Chemotherapie während der letzten 24 bis 48 Stunden statt oder existieren Knochenmetastasen oder Osteolysen, die bruchgefährdet sind bzw. sich in der Wirbelsäule oder den langen Röhrenknochen befinden, sollte ein Onkologe zu Rate gezogen werden.